Dienstag, Februar 01, 2011

a future, light in skin and bright brown eyes

"Es war eine dieser Nächte, in der man nichts fühlt als Leichtigkeit. Keinen Kummer, keine Freude. Leichtigkeit. Es gibt nichts, was einen in diesem Moment belasten könnte, nichts, was einem das wohlige Kribbeln der Glückseligkeit bescheren könnte. Einzig und allein das Hochgefühl von Unbeschwertheit, welches eigentlich eine noch viel behaglichere Empfindung auslöst, die sich leicht, wie sie nunmal ist, und flach unter die Haut schleicht und alles löst. Man schwebt, man schwebt geistig. Und doch genießt man diese Sorglosigkeit am meisten, wenn man gerade an die Tür seiner vierten Dekade klopft und Abends endlich mal ein wenig Zeit findet, in der wohl behüteten Erinnerung zu schwelgen. Von Input auf Output schalten. Eine Ähnliche Ungetrübtheit analog herstellen, die längst fällige Steuererklärung verdrängt vom jüngeren Ich. Es war eine dieser Nächte, die ich bis aufs letzte ausgekostet hatte, so dass sie ohne Gewissensbisse die Bühne für den bläulich-rosanen Morgenhimmel frei machen konnte. Ich und Vic lagen nichtssagend auf der selbstgemachten Patchworkdecke, die meine Großtante mir irgendwann zum Geburtstag geschenkt hatte, auf einem Hügel fernab von der Zivilisation. Die einzige Begleitung die mächtigen Kiefern, der langsam dahinschwindende Sternenhimmel und das ebenfalls verblassende Gefühl von Alkohol in der Blutbahn. Meine Beine schmerzten, ich hatte die Nacht zertanzt. Ich ließ meinen Blick quer durch die Landschaft wandern, über die ewig munteren Stadtlichter, die so weit entfernt waren, dass sie gar unwirklich schienen. Eine moderne Fata Morgana, zusammengesetzt aus etlichen schlaflosen Schicksalen übermüdeter Stadtmenschen. Über den regen Fluss, der sich unweit von uns durch das schläfrige Gefilde zog und dessen Plätschern man undeutlich wahrnehmen konnte. Und schließlich wanderte mein Blick rüber zu Vic, der es dem dösenden Rahmen gleichmachte und seelenruhig in Morpheus Armen lag. Ich setzte mich auf und beugte mich über ihn, streichelte über die Innenseiten seiner Arme, die er lässig hinter seinem Kopf verschränkt hatte. Ich fuhr vorsichtig über den sanften Farbverlauf auf seiner Haut, von rosigem Beige in ein samtiges Braun. Wunderschön sah er aus, beinahe genauso surreal wie alles um uns herum. "Amüsierst du dich?", murmelte er plötzlich, die Augen immer noch verschlossen. "Ich hör ja schon auf.", antwortete ich und zog verunsichert meinen Arm zurück. Selbst nach Jahren gelang es mir immer noch nicht, den schmalen Grad zwischen Freundschaft und mehr-als-Freundschaft zu erkennen. Man strich nicht gedankenversunken über die Arme seiner schlafenden Freunde, egal wie melancholisch die Atmosphäre einen machte."



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